Die Seidenschwänze sind nun seit Wochen an verschiedenen Orten in der Schweiz gesichtet worden. Zum Beispiel ist auf der Petersinsel bei Erlach ein Schwarm von gegen 60 Tieren herangewachsen. Entlang des Heidenwegs verköstigen sich die Tiere mit Misteln und Beeren des Schneeballs, und meist wird ihr aktueller Futter- oder Ruheplatz umschwärmt von unauffällig gekleideten Menschen mit Feldstechern und grossen Teleobjektiven, die sich den Anblick nicht entgehen lassen wollen.

Der Seidenschwanz ist ein schmucker Vogel mit der steilen Haube, die seinen überheblich eitlen Ausdruck verstärkt und den Anschein erweckt, sein farbenprächtiges Gefieder sei eine Art Gala-Uniform. Normalerweise lebt er im hohen Norden. Und eigentlich ist er kein Zugvogel. Von Zeit zu Zeit aber, wenn es in den finnischen und sibirischen Wäldern an Nahrung fehlt, zigeunern die Vögel bis nach Mitteleuropa. Früher wurde der Vogel auch als «Pestvogel» bezeichnet. Als Vorbote der Pest wurde der unerwartet und unregelmässig auftauchende Wintergast in den hiesigen Breitengraden gesehen.